ALLES IN ORDNUNG

STRUKTUR IM FILM UND FILM ALS STRUKTUR
3. - 24.11.2014

EINE VERANSTALTUNG DER FILMREIHE KÖLN

Wie bildet sich Struktur und was zeichnet sie aus? Sind Strukturen stets Merkmale von Ordnung? Welche Strukturen begegnen uns im Alltag und welchen Zweck haben sie? Inwiefern sind wir Strukturen ausgeliefert? Und bis zu welchem Grad gelingt es uns, mit Hilfe von Strukturen die Dinge und unsere Umgebung zu kategorisieren oder sogar zu kontrollieren?

Struktur ist Voraussetzung und damit zentraler Bestandteil von Film. Die Farbe, der Ton, die sichtbaren Spuren des Abspielens oder Bearbeitens der Filmrollen, die Montage einzelner Bilder – sie alle strukturieren das jeweilige Filmwerk inhaltlich oder formal und verleihen ihm einen eigenen Rhythmus.

An vier Abenden werden unterschiedliche Facetten von Struktur im Film und Film als Struktur in den Fokus gerückt. Die Kurzfilme experimentieren mit Licht, Rhythmus und Material, setzen sich mit urbanen und sozialen Strukturen auseinander und beleuchten zwischenmenschliche Kommunikationsmuster. Am vierten Abend nehmen wir einen Ortswechsel vor und stellen dem Filmprogramm in der Temporary Gallery die Lichtinstallation „Reflective Conversion“ gegenüber, die Aspekte des ersten Abends wieder aufnimmt und um eine räumliche Erfahrung erweitert.

Schema Film – Licht, Experiment, Rhythmus

MOntag, 3. NOVEMBER 2014, 20.30 Uhr, Filmhaus Köln

Frühe Avantgardefilme aus den 1920-30er Jahren, in denen filmische Experimente mit Licht, Schatten und Bewegung erprobt werden, stehen experimentellen Filmen aus den 1960er Jahren und aktuellen Musikvideos sowie Kunstfilmen gegenüber. Kratzer, Farbspuren, Risse, Licht- und Schattenspiele verweisen auf den künstlerischen Drang, die Grenzen des Filmmaterials auszuloten. Die serielle Wiederkehr bestimmter filmischer Motive, wie geometrische Formen und Muster, produziert eine strukturelle Ordnung und ruft ornamentale Assoziationen hervor. So unterschiedlich die Einzelwerke sind, der Rhythmus jedes Films scheint einem Schema zu folgen, das auf das Material selbst und die damit verbundenen künstlerischen Möglichkeiten verweist.

Lichtspiel Schwarz-Weiß-Grau, László Moholy-Nagy, 1930, 6 Min.
Rohfilm, Birgit Hein/Wilhelm Hein, 1969, 22 Min.
Mothlight, Stan Brakhage, 1963, 4 Min.
Rode Molen (Red Mill), Esther Urlus, 2013, 5 Min.
1:1, Richard Reeves, 2001, 3 Min.
Density 10:2:21, K.O. Götz, 1962/63, 6 Min.
Rhythmus 21, Hans Richter, 1921, 3 Min.
Allegretto, Oskar Fischinger, 1936, 3 Min.
Komposition in Blau, Oskar Fischinger, 1935, 4 Min.
Catalog, John Whitney, 1961, 7 Min.
Speed Crystal, Pascal Fendrich/Bernd Härpfer, 2004, 5 Min.
Hex, Benjamin Ramírez Pérez/Stefan Ramírez Pérez (Musik: Xul Zolar), 2013, 5 Min.
We'll Find Out, Ken Craine/Colin Medley (Musik: Timber Timbre), 2009, 3 Min.

„Hey, wir haben hier Großes vor“ – Urbane und Soziale Strukturen

MOntag, 10. NOVEMBER 2014, 20.30 Uhr, Filmhauskino

Wir bewegen uns in Mustern durch den Raum. Mit eingeübten Abläufen und Routinen strukturieren wir den Alltag und ordnen unser Leben. Dabei sind wir räumlichen Strukturen unterworfen, die uns und die sozialen Ordnungen beeinflussen. Soziale wie auch politische und ökonomische Strukturen schreiben sich wiederum selbst in den Raum und das urbane Gefüge ein. Doppelhaushälften, Umgehungsstraßen, Industriearchitektur und Investitionsobjekte sind zugleich Ausdruck und Produzent sozialer Realitäten. Die Filme werfen Schlaglichter darauf, wie sich der Einzelne in vorgegebenen sozialen und baulichen Strukturen zurechtfindet, welche Macht infrastrukturelle Veränderungen haben und wie sich das urbane Leben von den 1930er Jahren bis heute entwickelt hat.

Tango, Zbigniew Rybczyński, 1980, 8 Min.
Maison sonore, Jonatan Schwenk, 2011, 5 Min.
Whirr, Timo Katz, 2006, 3 Min.
Blight, John Smith, 1994–96, 14 Min.
Styrofoam, Noah Sheldon, 2011, 5 Min.
Terminal, Jörg Wagner, 2009, 9 Min.
Der Investor, Ted Gaier mit Katharina Duve/Timo Schierhorn (Musik: Die Goldenen Zitronen), 2013, 4 Min.
Eigelstein, Daniel Burkhardt, 2006, 4 Min.
Berliner Stilleben, Lázló Moholy-Nagy, 1931, 9 Min.
Rynek (Market), Józef Robakowski, 1970, 5 Min. © the artist, courtesy ŻAK | BRANICKA
Pommes Frites statt Körner, Yana Yo, 1981, 5 Min.
Open Eye Signal, Aoife McArdle, (Musik: Jon Hopkins), 2013, 8 Min.

Beziehungsmuster – Projektion, Kommunikation, Interaktion

MOntag, 17. NOVEMBER 2014, 20.30 Uhr, Filmhauskino Köln

Schon als Kind erlernen wir bestimmte Verhaltensweisen, die uns helfen, die Welt zu strukturieren und sie uns anzueignen. Die hierbei entwickelten Rollenbilder erleichtern die Kommunikation und Interaktion in sozialen Beziehungen. Zu Stereotypen verfestigt können sie in gesellschaftlichen Zusammenhängen jedoch auch zu Abhängigkeit und Unterdrückung führen. Die Filme erkennen Struktur als Mittel zur Ein- und Ausgrenzung und fragen zugleich nach den individuellen Entscheidungsmöglichkeiten innerhalb der Disziplinierungs- und Kontrollmechanismen. Der letzte Film verfolgt das Entstehen einer „community“ im Netz: Die mit den Neuen Medien einhergehende (scheinbare) ständige Verfügbarkeit und Transparenz verführt zur Erschaffung neuer Identitäten.

Zahrada (Der Garten), Jan Švankmajer, 1968, 17 Min.
Placebus. Waiting for Godot's Bus, Michael Binz, 2010, 4 Min.
Alone. Life Wastes Andy Hardy, Martin Arnold, 1988, 15 Min.
Semiotics of the Kitchen, Martha Rosler, 1975, 6 Min.
Home Stories, Matthias Müller, 1990, 6 Min.
Eight Characters and Two Syllables, Andreas Schneider, 2011, 42 Min.

“Reflective conversion” – Installation und filmprogramm

MOntag, 24. NOVEMBER 2014, 20.30 Uhr, Temporary Gallery Köln

Auf Einladung der Filmreihe Köln bauen die beiden Künstlerinnen Agustina Andreoletti und Alice Rzezonka ihre Installation „Reflective Conversion“ auf. Sie ruft nicht nur Erinnerungen an den ersten Filmabend hervor, sondern schafft eine interaktive räumliche Erfahrung der besonderen Eigenschaften des Lichts – wie Sichtbarkeit, Rhythmus, unendliche Ausbreitung und Reflexion. Das Filmprogramm konzentriert sich vorwiegend auf Filme ohne Ton. Lange Einstellungen sowie langsame und bedachte Kamerafahrten erzeugen auf visueller Ebene eine spezifische Ruhe. Gleichsam zwischen Meditation und Spannung folgen wir der Kamera, die genau beobachtend unterschiedliche architektonische und natürliche Räume abtastet.

An sich, Heiko Tippelt, 2009, 7 Min.
Vendredi, Nico Joana Weber, 2013, 6 Min.
Abode of Vacancy, Tanja Deman, 2011, 7 Min.
Gleisdreieck, Britta Zoellner, 1982, 8 Min.
L'occhio del Pantheon, Luzia Hürzeler, 2008, 3 Min.
A Horse With No Name, Wolfgang Lehrner, 2013, 1 Min.

Installation: 18.00 bis 21.30 Uhr
Filmprogramm: Beginn 19.00 Uhr

Veranstaltungsorte:

Filmhauskino, Maybachstr. 111, 50670 Köln

Eintritt: 6,50 Euro/ ermäßigt: 5,00 Euro

Temporary Gallery, Zentrum für zeitgenössische Kunst, Mauritiuswall 35, 50676 Köln

Eintritt: 2,50 Euro

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Kurator*innen: Kathrin Barutzki, Lisa Bosbach, Dominik Bühler, Corinna Kühn


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